Thema:Erfahrene Pilzsammler und veraltet Literatur
In den Pilzberatungen gewinnt ein Thema immer mehr an Gewicht. Erstaunlicher Weise gefährden sich immer mehr erfahrende und langjährige Pilzfreunde und Sammler in fortgeschrittenen Alter.
Wie das?
Eigentlich ganz einfach, denn mit dem eigenen Alter steigt meist auch das alter der verwendeten Bestimmungsliteratur.
Nun sind die meisten Informationen nicht zwangsläufig falsch oder gänzlich unbrauchbar, Oft waren die Erkenntnisse vor 10 oder 20 Jahren noch nicht so ausgeprägt, oder einige Erkenntnisse lagen schlicht noch nicht vor.
So waren in der Literaturvor 20 odr 30 Jahren überhaupt noch nicht bekannt das einige Schleierlingsarten sehr tückische, und teilweise auch lebensbedrohliche Vergiftungen auslösen können. Das lag meist daran, dass die Inkubationszeit zwischen 3 und 7 Tage dauern kann. So ist die große und Artenreiche Familie der Schleierlinge meist in älterer Literatur oft gar nicht vertreten.
War früher der Kahle Krempling noch ein Marktpilz, so ist er heute als Giftpilz eingestuft. Da erst eine bestimmte und zeitlich nicht bestimmbare Unverträglichkeit das "Paxillus Syndrom" auslösen kann,
Letztendlich kann man aber auch im fortgeschrittenen Alter nicht voraussagen wann man denn eine Birkenpollenalergie ausbilden wird. Im Gegensatz zu der Allergie kam es aber bei dem Kahlen Krempling mehrfach zu Todesfällen nach dem Verzehr gekommen. (Zusätzlich ist der Krempling nach meiner Einschätzung aus Kindertagen geschmacklich eher als mittelmäßig oder sogar als minderwertig einzustufen).
Nun kommen wir noch zu einem geschmacklich wirklichen hoch geschätzten Pilz. Den Grünling!
Bitte streichen sie den Pilz unbedingt von ihrer Speisekarte, ungeachtet seiner Jahrzehnte lang geschätzten kulinarischen Vorzüge. Erst im Jahr 2000 wurden die Zusammenhänge und die Giftigkeit erkannt und bekannt.
Je nach Konzentration bestimmter Inhaltsstoffe kann der Grünling eine Vergiftung auslösen die zu einer Muskelzersetzung führen kann. Die Rhabdomyolyse ist derzeit nicht heilbar und ist in einigen fällen tödlich verlaufen
Das bei Sammlern sehr beliebte und geschätzte Stockschwämmchen ist durch seinen giftigen (fast) Doppelgänger ein Pilz den man nur noch mit großer Vorsicht und Artenkenntnis sammeln sollte. Auch davon steht in den meisten älteren Bestimmungsbüchern nichts. Das lag einmal daran, dass der giftige Doppelgänger ausschließlich im äußersten Süden Deutschlands anzutreffen war und zudem auf Nadelholz Fruchtkörper hervorbrachte. Er hieß auch Nadelholzhäüpling. Eine Verwechslung, auch in Bayern war fast ausgeschlossen, weil das Stockschwämmchen ausschließlich auf Laubbaumstümpfen fruktuiziert. Mit etwas Artenkenntnis also ein durchaus bestimmbarer Pilz. Vor so annähernd 20 Jahren hat sich der Nadelholzhäupling nun nachweisbar auf den Weg nach Norden gemacht und hat sein Verbreitungsgebiet bisweit nach Skendinavien ausgeweitet. Ob den Ausschlag für diese Wanderbewegung die Klimererwärmung ist oder andere Faktoren da gewirkt und eingewirkt haben ist noch nicht eindeutig geklärt. Definitiv kann ich ihn in den letzten 5 Jahren mehrfach im Jahr finden und das oft in unmittelbarer Nähe des Stockschwämmchens. Zwei Information zu allerletzt.