Derzeit kündigt sich der Herbst mit aller Kraft an.
In seinem Gefolge sprießen die Pilze im Wald und leider
und leider im "Blätterwald der Nachrichten" die aktuellen Meldungen mehrer schwerer Vergiftungen.
Giftnotzentralen ,
Kliniken, Ärzte, die Deutsche Gesellschaft für Mykologie und unzählige Pilzberatungsstellen schlagen Alarm..
Leider ist es in einigen Bundesländern sogar schon zu Todesfällen gekommen.
Ein 16 jähriger aus Syrien starb im Münsterland.
Ein 44 Jahre alter Mann könnte auch nach Leber Transplantation nicht gerettet werden.
In Hannover erkrankten mehr als 30 Personen und mussten medizinisch Behandelt werden.
90 Prozent aller Todesfälle werden vom Grünen Knollenblätterpilz verursacht.
Bei vielen wird beim Erblicken eines ansehnlichen Pilzes dieses archaische Urtrieb unvermittelt angesprochen.
Bei Wurzeln, Beeren und Kräuter bleibt bei der Mehrzahl der Sammler der Puls deutlich verhaltener im Normbereich. Bei
Pilzfunden kann geradezu zu einer Euphorie-Welle kommen.
Darin liegt einmal die Faszination Pilz zum Anderen aber auch ein gewisses und nicht zu unterschätzendes Risiko.
Sammlerglück und Leichtsinn werden offenbar vom Adrenalin gleichermaßen gepuscht.
Dieses beeindruckende Naturerlebnis geht leider bei den meisten von uns mit einer ansonsten weitgehend Natur-fernen und
Natur-entfremdeten Lebensweise einher.
Wir haben, kaum noch Erfahrung in und mit der Natur und dieses Defizit wird auch durch eine Pilz-App nicht
kompensiert.
In den folgenden 10 Punkten gebe ich Ihnen einige Hinweise und praktische Empfehlungen wie Sie Vergiftungen und
Fehl-Bestimmungen ausschließen können.
-
Benutzen Sie gute und neue Pilzbücher. Kleine "handliche Ratgeber " sind nicht zu empfehlen. Aktuelle Erkenntnisse
sind hier berücksichtigt.
-
Überprüfen Sie Ihren aktuellen Kenntnisstand auch wenn Sie seit Jahren "Sammelerfahrunge" haben. Insbesondere möchte
ich hier auf den Grünling verweisen, der obwohl jahrelang als besondere Pilz-Delikatesse angepriesen nun unbedingt zu meiden ist. Es kam zu mehren nachgewiesenen tödlich
verlaufenden Vergiftungen durch den Verzehr von Grünlingen. Der Kahle Krempling ist als Giftpilz einzustufen.
Beim Sammeln von
Stockschwämmchen bitte unbedingte Sorgfalt walten lassen. Der noch vor Jahren vorwiegen in Süddeutschland vorgefundene "Nadelholzhäubling" hat seinen Verbreitungsbereich
innerhalb weniger Jahre bis hinauf nach Skandinavien ausgebreitet und ist jetzt allerorten vorzufinden. Auf dieser Wanderung hat er auch seine vorwiegende Bindung an Nadelholz aufgehoben
und ist nun auch auf Laubholzstumpen vorzufinden. Aus dem "Nadelholzhäubling" wurde der Gifthäupling. Er ähnelt dem Stockschwämmchen frapierend und beinhaltet den gelichen Giftstoff wie
der Grüne Knollenblätterpilz.
-
Benutzen Sie keine Pilz-App im Wald. Grundsätzlich empfehle ich insbesondere Einsteigern oder
Sammlern bei einer Artenkenntnis unter 50 Pilzen keine elektronisch basierte Pilzbestimmung (also wohl eine Vielzahl der "klassischen Herbstsammler").
-
Pilze nur in geeigneten, luftdurchlässigen Behältnissen Sammeln.
Also Pilze in Körben sammeln, nicht nur weil das nostalgische aussieht.
INFO: Insgesamt 2 / ³ Der behandelten Pilzvergiftungen sind "unechte Pilzvergiftungen".
Dabei ist nicht der Pilz unecht aber der Anlass der Vergiftung. Also eine Eiweiß Vergiftung. Die kann zum Tot oder zu schweren Organschäden führen.
-
Beim Reinigen die Pilze erst sortieren und dann immer durchgängig die Pilze einer Art
putzen . Nicht wahllos durcheinander.
Dadurch ertastet man schnell, wenn sich ein äußerlich
ähnlicher, letztendlich aber doch falscher Pilz in den Korb verirrt hat.
-
Lassen Sie sich positiv Verunsichern!
Die meisten Vergiftungen basieren auf Verwechslungen mit Pilzen die man
vermeintlich schon seit Jahren kennt. Greifen Sie auf Ihre Literatur zurück und Vergewissern Sie sich. Bei den
kleinsten Unstimmigkeiten oder verbliebenen Zweifeln sortieren Sie den Pilz aus.
-
Es hilft eine gute Selbsteinschätzung und eine gute Arten
Kenntnis.
-
Bei Unsicherheiten oder Fragen wenden Sie sich unbedingt an einen Pilzsachverständigen oder an eine
Pilz-Beratungsstelle.
-
Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung zögern Sie nicht unverzüglich eine Pilz-Gift-Notzentrale
aufzusuchen . Im Zweifelsfall kann da entschieden werden ob eine Pilzvergiftung oder nur eine Magendarm-Grippe ihr Unwesen treibt. Verlieren Sie keine Zeit. Für den Bereich Berlin
Giftnotzentrale Tel. 030 192 40
-
Besuchen Sie Pilzkurse, Pilzlehrwanderungen, bilden Sie sich fort. Auf dieser Seite empfehle ich
Ihnen die Pilz-Abendlehrgänge und auf vielen Pilzseiten im Internet finden Sie entsprechende Angebote auch in Ihrer unmittelbaren Umgebung (besonders empfehlen möchte ich
hier Angebote der DGfM und die der mobilen Pilzschule www.pilzschule.de ).
Für einen weiteren völlig unbedenklichen Ansatz möchte ich noch auf die Veranstaltung der "Pilzkönigin" hinweisen.
Flyer: pilzanbau
flyer4
social.png